Christoph Schrempf

geb.: 28.April 1860 in Besigheim

gest.: 13. Februar 1944 in Stuttgart-Degerloch

Volksschullehrer, Theologe, Philosoph, Autor von “Vom öffentlichen Geheimnis des Lebens” und “Theologie”.

Da an unserem Gymnasium Besigheim bereits seit über 30 Jahren der Christoph-Schrempf-Preis für das beste Deutschabitur verliehen wird und da sich seit der Gemeinderatssitzung vom 20.12.1994 unsere Schule nach diesem Sohn der Stadt benennen darf, sollte es nicht nur für die Schüler von Bedeutung sein, über diese Persönlichkeit unserer Stadt etwas zu wissen.

Lebenslauf

Christoph Schrempf wurde am 28. April 1860 in Besigheim geboren und verbrachte dort auch seine ersten fünf Lebensjahre.
Seine Kindheit war alles andere als sonnig. Als die Tyrannei seines Vaters, der ein unheilbarer Trinker und gegenüber seiner Frau gewalttätig war, unerträglich wurde, mußte die Mutter im Jahr 1865 mit ihren drei Buben einer unglücklichen Ehe entfliehen. Die Familie fand Zuflucht in Kleiningersheim beim älteren Bruder der Mutter, einem überzeugten Pietisten. Christoph Schrempf wuchs auf in der Atmosphäre eines selbstverständlichen und unaufdringlichen Pietismus.
Über seine schulische Ausbildung schrieb Schrempf:
“Natürlich hätte ich gerne studiert, aber daran war, der Kosten wegen, nicht zu denken. So war es fast selbstverständlich, dass ich, wie mein Onkel, Volksschullehrer werden sollte. Der geringen Kosten wegen sollte ich mich dazu in dem Privatseminar Tempelhof vorbereiten. Da diese Anstalt aber nur alle zwei Jahre Zöglinge aufnahm, wurde um die Erlaubnis gebeten, mich schon mit 13 Jahren eintreten zu lassen.”
Christoph Schrempf verbrachte dort im Ganzen vier Jahre, aber diese Zeit hatte ihn, wie er sich selbst eingestehen mußte, kaum fördern können: “Auf die Art von Frömmigkeit, die dort gepflegt wurde, ging ich nicht sowohl willig, als vielmehr selbstverständlich ein.” Dies führte ihn auch zur Annahme, daß er zu dieser Zeit möglicherweise von seinem naiven zu einem doktrinären Bibelglauben übergegangen sei.
Mit 17 Jahren wurde Schrempf an einer Stuttgarter pietistischen Privatschule aufgenommen und durfte nach zwei Jahren mit seinem Theologiestudium in Tübingen beginnen, in jener “Genie-Schmiede des Stifts”. Nach Beendigung dieses Studiums begann er den Pfarrdienst.
1886 veröffentlichte Christoph Schrempf seinen ersten Aufsatz über Sören Kierkegaard, auf den dann 1889/90 seine erste Übersetzung zweier Werke Kierkegaards folgte. Seine ersten sogenannten Hauptwerke erschienen 1900 mit dem Titel “Menschenlos” und ein Jahr darauf folgte “Martin Luther – aus dem Christlichen ins Menschliche übersetzt”.
1892 wurde der gebürtige Besigheimer, aufgrund seiner damaligen Glaubenskrise, aus dem Pfarrdienst entlassen, was zu dieser Zeit viel Aufsehen erregte. Er unterrichtete dann, des Lebensunterhaltes wegen, an einer Handelsschule und habilitierte sich 1909 für Philosophie an der Technischen Hochschule in Stuttgart, an der er als Privatdozent tätig war. Im gleichen Jahr trat Schrempf aus der Kirche aus.
Um etwa 1909 folgte seinen zahlreichen Übersetzungen Kierkegaards die vielbändige deutsche Kierkegaard- Gesamtausgabe, die dann später unter anderem von Heidegger, Jaspers, Sartre aber auch Kafka studiert wurde. 1919/20 veröffentlichte Schrempf seine Hauptschrift mit dem Titel “Vom öffentlichen Geheimnis des Lebens”. Zehn Jahre später entstand ein weiteres Hauptwerk, welches er schlicht “Theologie” nannte.
Christoph Schrempf starb am 13. Februar 1944, im Alter von 83 Jahren, in seiner Privatwohnung in Stuttgart-Degerloch.

© Nikolas Müller (www.lpb-bw.de/stadtwel/projekte/besigheim/schrempf.htm)

bearbeitet Nov. 2009

Christoph Schrempfs Schriften digital archiviert

Das PROJEKT GUTENBERG als Schatztruhe unterschiedlicher Schriften

(2022)

Christoph Schrempf, Namensgeber des Besigheimer Gymnasiums, wurde am 28. April 1840 in Besigheim geboren. Nun holt ein weiterer gebürtiger Besigheimer die Schriften des evangelischen Theologen und Philosophen aus der Vergessenheit und pflegt sie in das Literaturarchiv des PROJEKT GUTENBERG ein: Thomas Bronner war Schüler an der Vorgängerschule, dem Progymnasium. Daher ist es ihm ein Bedürfnis, Christoph Schrempf damit zu ehren, seine Schriften digital zu archivieren. Auf diese Weise sind sie kostenlos für alle im Internet unter https://www.projekt-gutenberg.org/autoren/namen/schrempf.html zugänglich.  

Thomas Bronner arbeitet seit einigen Jahren für das digitale Literaturarchiv, das gleich zu Beginn der 1990er Jahre von Gunter Hille, einem ITler, und Hella Reuters gegründet wurde. Da Thomas Bronner die beiden bereits zehn Jahre zuvor kennengelernt hatte, kann er aus dem Nähkästchen plaudern, wenn es um Fragen rund um das PROJEKT GUTENBERG geht. So sei Gunter Hille seiner Zeit weit voraus gewesen, als er mit seinem Segelschiff auf Weltreise war und hinter einer Insel in Neuguinea Schutz vor einem Sturm suchte. Damals sei ihm die Idee gekommen, ein E-Book zu entwickeln, da er alle seine mitgeführten Bücher bereits mehrfach gelesen habe.

Heute ist Hella Reuters noch immer die tragende Kraft des Projekts. Meist suche sie in Antiquariaten nach Büchern. Welche Werke in die GUTENBERG-Bibliothek aufgenommen werden, sei nicht festgelegt. Thomas Bronner erklärt, es handle sich um Vorlieben, Interessensgebiete, die Wichtigkeit der Autoren und Werke entscheiden, es könne aber auch um eine gewisse Vollständigkeit des Archivs gehen. Dabei wird Hella Reuters von zahlreichen Helfern unterstützt, einer davon ist Thomas Bronner, der sich entschieden hat, Christoph Schrempfs Werke in das digitale Literaturarchiv aufzunehmen. Daher informierte er sich im Internet über den Besigheimer Philosophen und erwarb seine sämtlichen Werke.

Für den Archivierprozess scannt Thomas Bronner die Texte zunächst ein, sollten sie in Fraktur-Schrift verfasst sein, durchlaufen sie eine Texterkennung, um danach von Freiwilligen zweimal Korrektur gelesen zu werden. Die Endbearbeitung und -Kontrolle übernimmt Hella Reuters. Sie stellt die in html programmierten Texte auch abschließend ins Internet.

Um im Literaturarchiv des PROJEKT GUTENBERG veröffentlicht werden zu können, müssen Autoren, Übersetzer oder auch Verleger mindestens seit 70 Jahren verstorben sein. Nur so sind die Texte urheberrechtsfrei. Anders als z.B. das Marbacher Literaturarchiv ist die GUTENBERG-Bibliothek nicht wissenschaftlich tätig. Die Mitarbeiter gehen also laut Bronner nicht in Archive und an Originalscripte, sondern besorgen sich vollständige Bücher. Großes Gebot sei die Originaltreue: Weder die Rechtschreibung noch – möglicherweise veraltete, heute so nicht mehr verwendete – Begrifflichkeiten werden verändert. Ein aufgeklärter Leser wisse das und könne die Textaussagen richtig einordnen, so Bronner.

Das PROJEKT GUTENBERG sei weltweit sehr gut vernetzt, täglich klickten mehrere 10 000 Interessierte auf die Seite. Auch der USB-Stick, mit dem man Texte offline lesen und mittels calibre als E-Book bereitstellen könne, gehe in die entferntesten Winkel dieser Erde. So kaufen ihn beispielsweise Auswanderer oder an deutscher Sprache Interessierte. Thomas Bronners erzählt abschließend, eine junge Familie mit zwei Kindern habe die GUTENBERG-Bibliothek per Stick derzeit mit auf Weltreise in ihrem Segelboot dabei – so schließt sich der Kreis.

Mehr Informationen: 

https://www.projekt-gutenberg.org