Israelaustausch: Ähnlich und doch so unterschiedlich

Unsere Reise nach Israel war in vielerlei Hinsicht eine sehr spannende Reise. Nach ungefähr vier Stunden sind wir am Flughafen in Tel Aviv gelandet und von dort aus brauchten wir nur noch eine Stunde nach Kfar Manda. Kfar Manda ist ein arabisches Dorf mit ungefähr 20.000 Einwohnern. Es liegt im unteren Galiläa und ist nicht weit von Nazareth entfernt. Die Bevölkerung in Kfar Manda ist vorwiegend muslimisch.

Wir wurden schon zu Beginn und auch während unseres Aufenthaltes immer wieder sehr herzlich willkommen geheißen. Unsere Austauschschüler und Gastfamilien haben uns nicht nur mit leckerem Essen versorgt sondern uns stets das Gefühl gegeben, willkommen zu sein. Schon am ersten Ausflugstag war klar, dass wir während unseres Aufenthaltes sehr viele verschiedene Orte Israels bereisen werden. Während wir am ersten Tag Kfar Manda kennenlernten, ging es später auch in große Städte wie Haifa oder Tel Aviv.

Ein interessantes Erlebnis war mit Sicherheit der Besuch bei den Drusen. Drusen bilden eine Glaubensgemeinschaft, die in den Bergen des Libanons, Syriens und Israels siedelt und sich als monotheistische Religionsgruppe definiert. Für uns war es sowohl bei den Drusen als auch in Kfar Manda selbst sehr interessant, inwiefern sich das religiöse Leben dort von unserem unterscheidet. So fremd es uns am Anfang war, dass Kfar Mandas Bewohner fünf Mal täglich ans Beten erinnert werden, so ähnlich waren wir den Jugendlichen dort. Wir leben in unterschiedlichen Ländern und pflegen unterschiedliche Kulturen und das intensive Kennenlernen  dieser Unterschiede war total spannend. Immer wieder wurden wir durch Gastfreundlichkeiten positiv überrascht. Es ist beispielsweise üblich, die ganze Austauschgruppe einzuladen und dann rund 30 Jugendliche zu bewirten.

Trotz der unterschiedliche Religionen und Kulturen – oder gerade deshalb – kamen wir mit unseren Gastgebern in intensiven Austausch. Dabei scheuten wir uns auch nicht, über politische Themen wie den Holocaust oder Israels aktuelle Politik zu sprechen. Es war beeindruckend, wie leidenschaftlich Lehrer, Schüler und Eltern unsere Fragen beantworteten. Wir sind sehr dankbar, Familien und deren alltägliches Leben so gut kennengelernt zu haben, denn ein Urlaub hätte uns keinen so tiefen Einblick in das Leben im Nahen Osten gegeben.

Zwei Schüler hatten die Möglichkeit, das Freitagsgebet kennenzulernen. Es ist vergleichbar mit einem christlichen Gottesdienst am Sonntag, da es die Zeit in der Woche ist, in der sich die Gläubigen versammeln, um gemeinsam zu beten. Benedict ist vor allem der Unterschied zu einem uns bekannten Gottesdienst aufgefallen: Die Gemeinschaft, die nicht nur freitags in der Moschee gelebt wird, war viel stärker als wir sie hier erleben können.

Blick über Nazareth

Doch nicht nur das religiöse Leben, sondern auch das Land Israel war sehr beeindruckend. Wir haben in Nazareth die Weiße Moschee, eine der ältesten Moscheen Israels gesehen und waren in der Empfängniskirche. Nazareth hat für uns, auch wenn es heute vor allem arabisch ist, Religionen verbunden und durch eine Führung konnten wir an Orte gelangen, die nicht in jedem Reiseführer stehen. In Jaffa hatten wir nach einem schönen Spaziergang am Strand die Möglichkeit, eine sehr alte Stadt Israels kennenzulernen. Wir haben allerdings nicht nur Städte gesehen, sondern waren auch in den Golanhöhen wandern und auf einem bekannten Berg in Nazareth.

In Nazareth

Dafür, dass es uns möglich war, so viele verschiedene Teile Israels kennenzulernen, sind wir sehr dankbar. Wir hatten von Beginn an das Gefühl, willkommen zu sein, weshalb wir unseren Gastfamilien und den Lehrern aus Kfar Manda herzlich danken wollen. Der Empfang beim Bürgermeister Kfar Mandas hat uns eine erneute Chance gegeben, eine andere Kultur kennenzulernen und so fremd uns am Anfang gewisse Dinge vorkamen, so spannend war es auch, sie immer besser kennenzulernen. Es war irgendwann kein Problem mehr, religions- und kulturkritische Fragen zu stellen. Das ist meiner Ansicht nach eines der wertvollsten Dinge, die man durch einen Austausch gewinnen kann: offene Kommunikation mit Menschen aus einer ganz anderen Kultur.

Abschließend wollen wir uns noch ganz herzlich bei unseren Lehrern und Eltern bedanken, die uns diesen Austausch möglich gemacht haben. Es war schön mit Ihnen zu reisen und wir haben sehr von Ihrer Unterstützung profitiert. Ein besonderer Dank geht aber an alle Schüler und besonders an unsere jeweiligen Austauschpartner, mit denen wir nun insgesamt zwei Wochen verbracht haben. Danke für euer Interesse an unserer Welt und vor allem für die Gastfreundschaft und Leidenschaft, mit der ihr uns eure Welt gezeigt habt. Ob in Nazareth oder in den Golanhöhen – Spaß hatten wir als Gruppe immer und es ist eine wirklich tolle Erfahrung, Jugendliche im selben Alter kennenzulernen, die uns ähnlicher nicht sein könnten und doch total anders leben als wir.

(Text und Titelfoto: Mara S., J2; Fotos: L. Glöckner)