Liebe Eltern,
welch bizarre Situation: Als Lehrer des Christoph-Schrempf-Gymnasiums haben wir die Rolle inne, uns um Ihre Kinder zu kümmern, sie zu lehren, uns mit ihnen auszutauschen, ihnen zuzuhören, soziales Verhalten beizubringen. Wir haben uns diese Rolle ausgesucht, wir wurden darin unterrichtet, wir bringen unsere eigenen Werte, unsere eigene Motivation mit.
Und nun kam Corona – und vieles wurde anders.
Plötzlich sitzt man zuhause und soll Unterrichtsstoff online vermitteln. Was sonst mit den Schülern gemeinsam erarbeitet wird, muss nun so verpackt werden, dass alle es nachvollziehen, verstehen und umsetzen können. Wir sind beim Lernprozess nicht direkt dabei. Wir antizipieren, welche Fragen gestellt werden könnten, worauf wir Antworten geben müssen. Wir würden gerne jeden Schüler einzeln an die Hand nehmen und durch diese Zeit führen.
Von Mails und Moodle geht die Reise über die Schul.Cloud-App zur HPI Schul-Cloud. Wir arbeiten uns ein, können uns zum Glück auf unsere Kollegen verlassen, die uns bei Fragen weiterhelfen. Wir wühlen uns durch die neuen Möglichkeiten, bekommen Steine in den Weg gelegt, schaffen sie zur Seite, probieren Neues aus und hoffen, dass es so klappt, wie wir es uns vorstellen. Wir sind selten Experten – das wird in den Medien richtig wahrgenommen. Diese Wahrnehmung hilft uns aber nicht weiter. Wir müssen uns mutig auf neues Terrain wagen: Unterrichtsverläufe niederschreiben, Aufgaben korrigieren und zurückmelden, Links erstellen, Videos aufnehmen, online-Gruppenarbeit organisieren, Videokonferenzen ausprobieren.
Nebenher passiert noch das Leben: Wir haben Familie, wir kümmern uns nicht nur um uns, um unsere Schüler, sondern auch um unsere Lieben, unsere Kinder, unsere Eltern, unsere Freunde und Nachbarn.
Nun hat die Schule wieder geöffnet. Wir pendeln zwischen Homeschooling, Abi-Korrekturen und Unterricht am CSG. Wir freuen uns sehr, endlich wieder unsere Schüler direkt vor uns zu sehen, mit ihnen zu sprechen, uns auf ihre Gedanken einzulassen.
Und nun das:
Wo vor kurzem noch die Plakate für die Abiturienten hingen, staunen wir nun über Plakate, die uns Ihren Dank ausdrücken.
Das tut gut.
Das lässt uns aufatmen.
Wir machen nicht alles falsch.
Unsere Arbeit wird wertgeschätzt.
Vielen Dank!
Vielen Dank für Ihre Unterstützung. Vielen Dank für konstruktive Kritik. Und vor allem vielen Dank für die jahrelange gute Zusammenarbeit zum Wohle Ihrer Kinder.
Das gibt uns Energie und Motivation, weiterhin unser Bestes zu geben, Neues zu wagen und besser zu werden. Gemeinsam schaffen wir das – mit ein bisschen Gelassenheit und gutem Mut.
Vielen Dank sagt
der Örtliche Personalrat