Eine Aula voller Neuntklässler, die ihren Klassenkameradinnen und -Kameraden aufmerksam zuhören und sie begeistert für ihr Argumentationsgeschick feiern – das erlebt man nicht unbedingt jeden Nachmittag an einer Schule. Doch im Zuge des Schulentscheids von „Jugend debattiert“ konnte genau dies am Christoph-Schrempf-Gymnasium beobachtet werden.
Zum ersten Mal stellte sich das Besigheimer Gymnasium der Herausforderung, „Jugend debattiert“ in Klasse 9 durchzuführen und somit auch an Wettkämpfen teilzunehmen. Bundesweit findet der Debattierwettstreit an rund 1.400 Schulen statt – in Besigheim hat beispielsweise die Maximilian-Lutz-Realschule bereits eine längere Tradition der Debattenkultur. Ziel ist, sprachliche und politische sowie Meinungs- und Persönlichkeitsbildung zu fördern. Während es im Sport „Jugend trainiert für Olympia“, in der Musik „Jugend musiziert“ und in den Naturwissenschaften „Jugend forscht“ gibt, werden am Christoph-Schrempf-Gymnasium im Deutschunterricht die Weichen für „Jugend debattiert“ gelegt. Dieses Schuljahr hatten sich die Lehrerinnen Frau Çapar, Frau Elhardt und Frau Fröschle intensiv mit ihren Klassen auf den Wettbewerb vorbereitet. Aus den internen Diskussionen meldeten sich schließlich acht Schülerinnen und Schüler, um sich vor Publikum zu messen.
Eine Woche hatten Nina Sippel, Tim Treissmann (beide 9a), Rijalda Pivalic, Olivia Schweizer, Felix Kehl, Silas Schneider (alle 9b), Leon Rickert und Paul Kindler (beide 9c) Zeit, um sich auf zwei Streitfragen vorzubereiten: Soll privates Silvester-Feuerwerk verboten werden? Und soll ein Schulfach „praktische Lebensführung“ eingeführt werden?
Im Vorfeld waren sie nochmals von Hauptorganisatorin Frau Traens über den Ablauf des Abends informiert worden: Die Schülerinnen und Schüler werden willkürlich der Pro- oder der Contra-Seite zugeteilt. Bei der Debatte treten dann Pro 1 und Pro 2 gegen Contra 1 und Contra 2 an. Zunächst müssen sich die Debattanten positionieren, um dann in der freien Aussprache die Argumente gegeneinander abzuwägen. Am Schluss müssen sie noch ein Fazit formulieren. Insgesamt dauert eine Runde 24 Minuten.
Die acht Neuntklässler waren hellwach und gut vorbereitet. Die Diskussionen verliefen daher angeregt. Im Anschluss zog sich die Jury – bestehend aus drei Deutschlehrerinnen – zurück, um die Kandidaten für das Finale ausfindig zu machen. Währenddessen unterhielt Kristian Damyanov aus der Jahrgangsstufe 1 das Publikum am Flügel mit einer wunderbar vorgetragenen Elegie von Sergei Rachmaninow.
Die Entscheidung der Jury fiel auf Olivia Schweizer und Paul Kindler, die sich für die Abschaffung privater Feuerwerke einsetzen mussten, sowie auf Tim Treissmann und Silas Schneider, die dagegen zu argumentieren hatten. Die vier Finalisten bekamen nur eine halbe Stunde Zeit, um sich auf ihre Rolle einzulassen und sich miteinander abzusprechen, bevor die Debatte auch schon losging. Ohne Notizen mussten die vier die zugeloste Meinung vertreten und dabei auf die Argumentation der Gegenseite sowie die des Partners bzw. der Partnerin eingehen – kein leichtes Unterfangen. Doch sie schlugen sich wacker.
Schließlich entschied sich die Jury, die durch Schulleiter Herrn Hielscher erweitert wurde, dafür, Silas Schneider und Tim Treissmann zum Regionalentscheid an den Bietigheimer Ellental-Gymnasien zu schicken. Nun drücken wir ihnen die Daumen, dass sie sich auch dort toll präsentieren können.
Fotos: I. Maurer