Bibliomania – Das Buch in der Kunst

Kniefall vor der Kunst.

„Du öffnest die Bücher und sie öffnen dich.“

Tschingis Aitmatov

Die Städtische Galerie Bietigheim präsentiert derzeit die Ausstellung „Bibliomania“. Darin wird der Fokus auf zeitgenössische Künstler:innen gelegt, die das Buch als Motiv, Thema oder Ausgangsmaterial für ihre Arbeit wählen. Sie reflektieren Bibliotheken als magische Orte der Gelehrsamkeit, als Kathedralen des Wissens, sowie Bücherregale, Buchhandlungen und Archive als eigene, aus-der-Zeit-enthobene Welten.

Die Schülerinnen und Schüler der J1-Deutsch-Leistungskurse besuchten die Ausstellung und verschafften sich einen Überblick über die verschiedenen Objekte, Fotos und Gemälde. Ihre Aufgabe bestand darin, ein Ausstellungsstück auszuwählen, das sie besonders ansprach, um dann einen Betrachter-Monolog zu verfassen.

Die folgenden Überlegungen stammen von Lena N.:

Ich habe dieses unbetitelte Kunstwerk von Christos Venetis ausgewählt. Der griechische Künstler wurde 1967 in Thessaloniki geboren, diese Installation steht allerdings in einer Kölner Galerie.

Rein technisch gesehen, handelt es sich bei dem Gesamtwerk um eine Komposition aus 14 einzelnen Einheiten. Die geöffneten Buchbände enthalten auf der jeweils linken Innenseite Stillleben, die in direktem Zusammenhang mit den auf der rechten Seite geschriebenen Textfetzen stehen. Das eigentliche Cover und der Rücken bleiben verdeckt, das Buch rückt damit in den Hintergrund. Diese Grundidee wird durch das Fehlen des gesamten Textblockes, also dem Inhalt eines Buches, weitergeführt. Gerade durch die radikal herausgerissenen Seiten und die dadurch entstehende Lücke ergibt sich ein spannendes Zusammenspiel aus Zerstörung und Schönheit. Wirkt das Werk zuerst unruhig und fast kaputt, entwickelt es sich bei genauerer Betrachtung zu einer ruhigen und ästhetischen Einheit. Die übrig gebliebenen Klebereste des Einbandes lenken den Betrachter jedoch zu der Frage, warum der Künstler gerade die Einbandklappen eines Buches gewählt hat, um seine Kunst zu präsentieren. Eine Antwort auf diese Frage liegt vermutlich bei jeder / jedem Betrachter:in selbst, jedoch wird mir hier der menschliche Eingriff und die Kraft der Literatur deutlich. Ist der Einband eigentlich da, um das Buch und dessen Inhalt zu schützen, ist er hier vollkommen machtlos. Trotzdem wird ihm eine Bedeutung und ein Sinn zugesprochen, nämlich durch die Zeichnungen.

Das Kunstwerk allgemein ist mir direkt ins Auge gesprungen, schließlich unterscheidet es sich doch deutlich von vielen anderen in der Ausstellung. Besonders im Zusammenspiel mit den kurzen Textfetzen und Wörtern auf der rechten Seite treten die Stillleben in einen spannenden Austausch mit dem Betrachter.