Alle Jahre wieder? Wir können mehr!

Adventskonzert am CSGB: Erwartungsvolle Stimmung in der Stadtkirche, volle Ränge und eine Menschenansammlung nach Konzertende – all dies galt diesmal nicht. Stattdessen: Outdoor-experience unter Extrembedingungen: frostige Kälte, Regen, Dunkelheit, nebenbei eine Pandemie mit immer neuen Verordnungen. Doch mittendrin: Licht. Aber nicht nur das optische Licht durchbricht den aktuellen Alltagswahnsinn, vor allem sind natürlich die musikalischen Beiträge eine willkommene Abwechslung, für die Musizierenden wie auch für das Publikum.

Denn wer an diesem Freitagabend im Besigheimer Schulzentrum unterwegs war, bekam einen ungewöhnlichen Anblick geboten: Zuschauer*innen, die dem nasskalten Wetter um sie herum trotzen und zwischen Bierbänken und Kerzenschein doch recht zufrieden wirken. 

Nach einem Jahr Pause durften die Ensembles am 10.12.2021 endlich ihr Können unter Beweis stellen, vor einem Publikum mit zwar begrenzter Personenanzahl, jedoch mit grenzenloser Begeisterung über die musikalischen Darbietungen. Um dennoch möglichst vielen das Zuhören zu ermöglichen, wurde das Konzert zweigeteilt:

Zuerst gehörte die Bühne der Streicherklasse 6 und dem Unterstufenchor unter der Leitung von Frau Cantarutti. Die Streicherklasse stimmte das Publikum mit dem Präludium aus Charpentier’s Te Deum, welches vielen auch als Eurovisions-Melodie bekannt sein dürfte, auf den Konzertabend ein. Nach erfolgreich absolviertem Auftritt performte nun der Chor und entführte unter anderem in die world of music, die sich durch ihre verschiedenen Stimmen auszeichnet, anstatt sich spalten zu lassen und erst durch Vielfalt und gegenseitiges Zuhören einzigartig wird. Diese besungene Begeisterung an der Musik ist nicht zuletzt unseren sehr engagierten Musiklehrer*innen zuzuschreiben, die nicht nur fördern und fordern, sondern auch zu motivieren wissen. Vielen Dank an dieser Stelle!

Nach kurzer Umbaupause startete auch schon der zweite Teil des Abends, diesmal oblag die musikalische Leitung der Ensembles Frau Schwarze. Zum Auftakt dieses zweiten Teils präsentierte die Streicherklasse 5 den Calypso, geschrieben von Peter Wilson, und konnte mit dieser schwungvollen Darbietung das Publikum für sich gewinnen. Auch ihr nächstes Stück Jingle Bells, dessen ursprünglicher Text beim Anblick der jungen Musizierenden auch zu oh what fun it is to play the violin, cello or ukule abgeändert werden könnte, sorgte für kräftigen Applaus, insbesondere die Solopassagen durch David Koryakin an der Geige und Emilia Morello am Cello gilt es lobend hervorzuheben. Die Leistung dieser Streicher- und Ukulelenklasse ist besonders beachtlich, da die jungen Musiker*innen erst seit drei Monaten zusammenspielen und die große Mehrheit auch erst seit dieser kurzen Zeit ihr Instrument erlernt.

Den Abschluss bildete nun das Orchester, zunächst mit zwei Gavotte von Bach, danach wurde es – unerwartet. Leroy Andersons Sandpaper Ballet ist ein fantastisches Stück, nur wird dabei eben nicht der typischste Streichercharakter erzeugt, sondern Rhythmus und Akzentuierung über eine harmonisch einwandfreie und vorhersehbare Melodieführung gestellt. Altbekanntes wurde dem Publikum dennoch geboten, so sorgte das Orchester mit Oh du Fröhliche nochmals für weihnachtliche Stimmung.

Neben den warmen Tönen fand Schulleiter Herr Hielscher auch warme Worte für die Musizierenden und schätzte zudem die Arbeit der Musiklehrer*innen wert. Außerdem bekamen die Schüler*innen gleich zweierlei Geschenke von ihm, einmal Schokonikoläuse und zudem die traditionelle Freistellung von der ersten Stunde am Montagmorgen, was allseits wohlwollend zur Kenntnis genommen wurde.

Alle Jahre wieder schaffte es berechtigter Weise nicht in die Stückauswahl, Kompetenz unter Normalbedingungen wurde in den Vorjahren bereits bewiesen, nun zeigten wir warum von Ausnahme-Talent gesprochen wird.

Alles anders also dieses Jahr? Schulhof statt Kirche, Voranmeldung und 2G+ statt vollen Reihen, Unsicherheit über Proben und Konzert anstatt Klarheit. Es bleibt aber vor allem auch Freude über und am Musizieren, die zum Glück ansteckend und gegen äußere Umstände immun ist.

 

Text: Jule Diehl (J2)

Fotos: F. Hielscher, Ch. Schwarze