Die Schülerin Jule Diehl hatte sich etwas vorgenommen: Als ihre Religionslehrerin sie auf den Wettbewerb „Christentum und Kultur“ aufmerksam machte, wollte sie gleich ein ganzes Jahr lang intensiv der theologischen Frage nachgehen, welche Art der Nutztierhaltung sich mit christlichen Werten vereinbaren lässt. Zu ihrer großen Freude wurde ihr nun der erste Preis für ihre Jahresarbeit zuerkannt.
Auf 71 Seiten entfaltet sie ihre Thesen. Sie wirft einen kritischen Blick auf Massentierhaltung. Menschen haben den Auftrag Gottes, fürsorglich mit der Schöpfung umzugehen. Jede Art der Vernachlässigung des Tierwohls widerspricht diesem Auftrag.
Jule Diehl hat zwei Landwirte in der Region besucht, die eine Form der Tierhaltung betreiben und weiter anstreben, die der Forderung nach dem Tierwohl gerecht wird. So kann sie zeigen, dass es möglich ist, Tiere als Mitgeschöpfe zu achten und sie nicht auszunutzen. Ein bedachter Konsum der Verbraucher*innen führt zu einer Wertschätzung dem Tier gegenüber, welche sich auch auf die Akzeptanz anspruchsvollerer Haltung und eines höheren Preisniveaus auswirkt. Weniger und bewusster Konsum von Fleisch fördert das Tierwohl und macht einen unangemessenen Umgang mit Tieren, den Mitgeschöpfen der Menschen, obsolet.
Die Autorin führt weiter aus, dass es einer neuen Interpretation der Bibel bedarf, die das Ausnutzen und Benutzen von Tieren unter jahrhundertelanger Berufung auf die Vormachtstellung des Menschen kritisch hinterfragt und im interreligiösen Dialog Visionen dessen zu entwickeln erlaubt, was unter dem Wohl der gesamten Schöpfung zu verstehen ist.
Träger des Wettbewerbs „Christentum und Kultur“ sind die Badische und die Württembergische Landeskirche sowie das Bistum Rottenburg-Stuttgart und das Erzbistum Freiburg. Die Kirchen schreiben ihn jährlich im Einvernehmen mit dem Kultusministerium aus. Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen des Gymnasiums können ihre Jahresarbeit als „besonderen Lernleistung“ in die Abiturprüfung einbringen. Im Rahmen des Wettbewerbes soll es unter anderem darum gehen, zu ermessen, wie sich christliche Orientierungen im gesellschaftlichen Zusammenleben auswirken.
Dies ist Jule Diehl in besonderer Weise gelungen. Sie darf sich über 500 Euro Preisgeld freuen. Ihre Religionslehrerin, Pfr´in Dr. Gabriele Klappenecker und das gesamte Kollegium des Christoph-Schrempf-Gymnasiums gratulieren herzlich zu dieser großen Leistung.